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Die Behandlung durch Akupunktur ist ein Element des über Jahrtausende bestehenden und fortentwickelten
Heilsystems der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), zu dem auch die Anwendung von chinesischen
Kräutern, bestimmte Massagetechniken (Tuina, Shiatsu), Ernährungsempfehlungen und (bei der Behandlung von
Menschen) auch körperliche Übungen (Qi Gong, Taijiquan) und Meditation gehören.
Behandlungsansatz
Nach einem in sich stimmigen System wird anhand der Zeichen und Symptome das individuelle Muster des
Patienten erkannt und eine chinesische Diagnose gestellt. Dabei spielen ein ungestörter Qi- und Blutfluss, die
Versorgung mit weiteren Körperflüssigkeiten, eventuelle Störungen auf den Meridianen, die den Körper
durchziehen, sowie der Zustand der Organe im chinesischen Sinne (im deutschen treffender beschrieben mit dem
Begriff der Funktionskreise, der einer Verwechselung mit den westlich-anatomischen Organen verhindert) eine
entscheidende Rolle.
Diese Vorgehensweise führt dazu, dass es keine Standardbehandlung für beispielsweise Durchfall gibt, sondern
eine speziell auf den aktuellen Zustand des zu behandelnden Patienten zugeschnittene Kombination von
Akupunkturpunkten, die genadelt werden.
Auch wenn dieses System aus westlicher Sicht anfangs fremd erscheint, sind die sich ergebenden Interpretationen
und Therapieansätze doch sinn- und wirkungsvoll.
Wie wirkt Akupunktur?
Mithilfe des Setzens von Nadeln in bestimmte Akupunkturpunkte wird versucht, die Disharmonien im Körper
auszugleichen und den ungehinderten Energiefluss wieder herzustellen.
Dabei wirken die Nadeln zwar anregend und richtungsweisend, aber der Körper selbst muss die eigentliche Arbeit
leisten. Das erklärt, warum die Akupunktur (wie alle regulativen Verfahren) dort ihre Grenze findet, wo Gewebe
nachhaltig zerstört ist.
Wie oft muss mein Tier behandelt werden?
Bei der Wahl dieser Therapiemethode sollte bedacht werden, dass Patienten, die eine Erkrankung manchmal über
Jahre entwickelt haben, eine gewisse Zeit und wiederholte Behandlungsimpulse
benötigen, um eine Besserung zu zeigen.
Je nach Indikation sind in der Regel mehrere Akupunkturbehandlungen nötig.
Dabei kann der Abstand bei akuten Problemen anfangs eine halbe bis eine
Woche betragen und sich nach einigen Behandlungen auf 2 bis 4 Wochen
verlängern.
Für manche Patienten hat es sich als nützlich erwiesen, in viertel- bis
halbjährigen Abständen den Behandlungsimpuls aufzufrischen.
Mein Tier ist sehr schmerzempfindlich und nervös.
Wird es die Behandlung tolerieren?
Überraschenderweise zeigen viele Tiere keine oder nur geringe Reaktionen
beim Setzten der Nadeln. Während der Verweildauer der Nadeln liegen
die meisten Patienten ganz entspannt auf der Behandlungsmatte.
Für ängstliche oder besonders schmerzempfindliche Tiere besteht
neben der Behandlung mit Akupunkturnadeln auch die Möglichkeit,
einen speziellen Akupunkturlaser der Firma Reimers & Janssen zu verwenden.
Unter dem Begriff „Physiotherapie“ oder besser noch „physikalische Medizin“ werden verschiedene Methoden
zusammengefasst, die physikalische Reize (Wärme, Kälte, Druck, Strom etc.) nutzen, um Probleme des
Bewegungsapparates zu behandeln.
Nach Abschluss des Weiterbildungsganges „Physikalische und Rehabilitative Medizin für Kleintiere“ des Vierbeiner
Reha-Zentrums in Bad Wildungen kann ich Ihnen nun folgende Behandlungsmöglichkeiten anbieten:
• Klassische Massage
• Manuelle Lymphdrainage
• Passive und aktive Bewegungstherapie
• Interferenzstrom Regulationstherapie
Die klassische Massage bewirkt eine vermehrte Durchblutung der behandelten Areale und kann, je nach
Ausführung, schmerzhaft verspannte Muskulatur entspannen oder durch Inaktivität rückgebildete Muskulatur
anregen. Durch eine neuronale Hemmung der Schmerzweiterleitung durch Überlagerung kann eine
Schmerzreduktion erreicht werden.
Die anregend-tonisierenden Methoden können bei neurologischen Patienten oder zur Vorbereitung auf das
Training und/oder Bewegungstherapie genutzt werden, um den Muskelaufbau zu unterstützen.
Bei chronischen Verspannungen können beginnende Kontrakturen (Versteifungen) gelockert werden, bevor sich
irreparable Schäden wie Bindegewebszüge bilden.
Die Lymphdrainage findet ihren Einsatz bei der Behandlung von Ödemen nichtentzündlicher oder nichttoxischer
Natur. Mit sehr leichten, sanften Griffen wird der Lymphfluss angeregt, sodass Flüssigkeitsansammlungen und
Entzündungsprodukte schneller aus dem Gewebe abfließen können. Dies kann auch unterstützend bei der
Behandlung von Hämatomen oder chronischen Entzündungen von Nutzen sein.
Je nach Indikation und Ausführung werden drei Formen unterschieden:
Passive Bewegungstherapie
Hierbei werden die Gelenke des Patienten vom Therapeuten durchbewegt, ohne dass der Patient selbst einen
aktiven Anteil übernimmt. Dadurch kann zum Beispiel bei Patienten mit akuten Lähmungserscheinungen die
Beweglichkeit aller Gelenke und die Anzahl der Muskelzellen erhalten werden.
Passiv-assistive Bewegungstherapie
Der Patient führt hier die Bewegungen selbst aus, wird aber dabei kontrolliert geführt vom Therapeuten. Dabei
können beispielsweise auch Reflexantworten genutzt werden. Neben einem leichten Muskelaufbau dient dieses
Vorgehen vor allem der Bewegungsschulung und dem Anregen der Nervenleitbahnen nach oder während
neurologischer Erkrankungen.
Aktive Bewegungstherapie
Mit unterschiedlichen Hilfsmitteln wie Wackelbrett, Gewichtsmanschetten, Hindernissen etc. können Gleichgewicht,
Koordination und Muskelaufbau gefördert werden. Dies wird vor allem nach Operationen genutzt, wenn der Patient
daran gewöhnt werden soll, das operierte Bein wieder zu benutzen, Muskulatur aufzubauen und den
Bewegungsablauf, der durch die vorherige Lahmheit verändert war, wieder zu normalisieren.
Bei chronisch degenerativen Erkrankungen, wie Arthrose, ist die umgebende Muskulatur durch schmerzbedingte
Schonhaltung oft rückgebildet, und ein gezieltes Training des betroffenen Bereichs hilft, das erkrankte Gelenk zu
stützen und Schmerzen in der Bewegung zu reduzieren.
Eine Sonderform der aktiven Bewegungstherapie ist die Hydrotherapie:
Hydrotherapie (Unterwasserlaufband)
Die Hydrotherapie auf dem Unterwasserlaufband findet in angenehm temperiertem Wasser (ca. 30°C) statt, das dem
Patienten bis zum Schultergelenk reicht. Die Geschwindigkeit des Laufbandes ist stufenlos regelbar und seine Höhe
individuell einstellbar, so dass auch sehr kleine Hunde auf bequemer Arbeitshöhe gut unterstützt werden können.
Um das Training intensivieren oder gezielt Vorder- bzw. Hinterbeine be- oder entlasten zu können, lässt sich die
Laufebene zusätzlich in beide Richtungen (vorne tief, hinten hoch oder umgekehrt) neigen.
Vorteile gegenüber anderen Therapieformen
Der Auftrieb des Wassers entlastet die Gelenke, während durch den Wasserwiderstand der Muskelaufbau gefördert
wird. Daher kann die Hydrotherapie als eine der ersten Reha-Maßnahmen nach Operationen am Bewegungsapparat
eingesetzt werden.
Auch bei Arthrosepatienten, die sich schmerzbedingt nur widerwillig bewegen, bewirkt der Auftrieb eine
Schmerzreduktion, während der stattfindende Muskelaufbau betroffene Gelenke stützt. Bei ausreichender Intensität
kann so in Kombination mit restriktiver Fütterung zusätzlich eine Gewichtsreduktion erreicht werden. Ein wichtiger
Behandlungsaspekt bei Arthrosen, der nicht unterschätzt werden sollte.
Bei neurologischen Patienten kann gezielt durch den Therapeuten unterstützt und ein gesundes Gangbild angeregt
werden.
Behandlungsablauf
Eine Behandlungseinheit dauert etwa eine halbe Stunde, von der etwa 10-20 min (je nach Zustand des Patienten)
auf dem Unterwasserlaufband trainiert werden.
Kontraindikationen
Von der Behandlung ausgeschlossen sind Tiere
• mit Infektionen (besonders der ableitenden Harnwege z.B. Blasenentzündung)
• mit Hauterkrankungen
• mit Fortgeschrittenen Herz-Kreislauferkrankungen
• mit Tumoren
• läufige Hündinnen
Hinweis: Bitte bringen Sie zur Behandlung ein Handtuch für Ihren Hund und bei wählerischen Hunden gerne eine
ausreichende Menge der Lieblingsleckerlis mit.
Hinter dem etwas sperrigen Namen „Interferenzstrom Regulationstherapie“, kurz IFR, verbirgt sich eine Form der
Elektrotherapie. Über vier Elektroden werden zwei Stromkreise mit leicht verschiedenen Frequenzen an den
Patienten gelegt.
Durch Überlagerung kommt es zu einem ständigen Wechsel der Frequenz im behandelten Gebiet. Dies hat
gegenüber anderen elektrischen Verfahren den Vorteil, dass die Zellen sich nicht an eine Frequenz gewöhnen
können und damit die Therapie nach kurzer Zeit an Wirkung verliert.
Durch die Spannungsimpulse werden auf Zellebene die Membranpotentiale reguliert, die bei degenerierten Zellen
erniedrigt und bei entzündeten Zellen erhöht sind. Dadurch entsteht eine stimulierende, reaktivierende Wirkung.
Zellteilung und Lymphfluss werden angeregt, was die Heilung beschleunigt und Schmerzen durch Abtransport von
Entzündungsprodukten vermindert. Zusätzlich werden Durchblutungsstörungen und die Nervenleitgeschwindigkeit
positiv beeinflusst.
Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Elektroverfahren besteht darin, dass es sich bei den verwendeten
Frequenzen um Mittelfrequenzen handelt, also anders als bei niederfrequenten Strömen wie bei bspw. Tens-
Geräten etc, keine Verätzungen an den Elektroden vorkommen können und auch Metallimplantate
(Goldimplantationen oder Platten bzw Schrauben zur Frakturbehandlung) keine Kontraindikation darstellen.
Je nach Anlage der Elektroden kann das Problemgebiet selbst oder das dazugehörige Wirbelsäulensegment
behandelt werden, was zusätzlich entstauend wirkt, ähnlich einer Lymphdrainage. Oft werden mehrere Anlagen in
einer Therapiesitzung verwendet, wodurch die Dauer einer Behandlung gegebenenfalls etwas über eine halbe
Stunde betragen kann.
Mit entsprechenden Hilfsmitteln kann IFR
selbst bei Katzen angewendet werden, da die
Tiere maximal ein leichtes Kribbeln verspüren.
Die IFR Methode ist neben der manuellen
Lymphdrainage eine der frühestmöglichen
Anwendungen nach Operationen.